Promotion
Warum promovieren an einer Kunsthochschule?
Neben der universitären Forschung über die Künste gibt es auch eine solche, die sich in einem engeren Austausch mit ihnen entwickelt. Kreative, künstlerische und gestalterische Strategien, entsprechende Imaginationen und Entdeckungen werden dann nicht nur gedeutet, sondern sind im Rahmen einer Verflechtung von künstlerisch-gestalterischer Praxis und wissenschaftlicher Reflexion selbst Bestandteil des Forschens. Die Konfrontation beider Wissensformen birgt das Potenzial produktiver neuer Erkenntnisse.
Daher bietet die HfG Offenbach Graduierten aus den Bereichen Kunst, Design, Medien oder den darauf bezogenen Wissenschaften die Möglichkeit, nach einem die Wissenschaft mit Kunst bzw. Gestaltung verschränkenden Modell zum Dr. phil. zu promovieren. Dabei gibt es zwei fachliche Ausrichtungen:
Kunst- und Medienwissenschaften
Designwissenschaft
Die HfG Offenbach
Als künstlerisch-wissenschaftliche Hochschule des Landes Hessen unterrichtet die HfG Offenbach ca. 600 Studierende in den beiden Fachbereichen Kunst und Design. Das Studium an der HfG Offenbach erlaubt die Kombinierbarkeit unterschiedlicher künstlerischer und gestalterischer Fächer. Im Kunsthochschulvergleich zeigt sich zudem ein außergewöhnlich hoher Anteil an Theoriestudien.
Verschränkung von Wissenschaft/Theorie und Kunst/Gestaltung
Die enge Verschränkung wissenschaftlich-theoretischer und künstlerisch-gestalterischer Bereiche an der HfG Offenbach spiegelt sich auch in der Promotion wider. Die Forschungsprojekte der Promovierenden bestehen zu zwei Dritteln aus einer wissenschaftlichen Arbeit und zu einem Drittel aus einem künstlerisch-gestalterischen Projekt. Beide Anteile flankieren einander nicht bloß, sondern gehen eine komplementäre Beziehung ein. So werden das Künstlerisch-Gestalterische in seiner forscherischen Anlage und die Theoriearbeit in ihrer künstlerisch-gestalterischen Inspiration deutlich.Dieser Aufteilung entsprechend werden die Doktorand_innen durch zwei Professor_innen aus den Wissenschafts-/Theorielehrgebieten und einer Professorin oder einem Professor aus den künstlerisch-gestalterischen Lehrgebieten betreut.
Im Unterschied zu Hälfte-Hälfte-Modellen geht die HfG Offenbach davon aus, dass ein Schwerpunkt in der wissenschaftlichen Leistung (Zwei-Drittel-Ein-Drittel-Modell) unverzichtbar bleibt. Nur so sind die Kompetenzen für universitäre, kunsthochschulische, kuratorische und journalistische Tätigkeitsfelder aussichtsreich zu erwerben.
An der HfG Offenbach gibt es die Möglichkeit, zwischen zwei Promotionsordnungen zu promovieren. Falls die Forschungsprojekte der Promovierenden zu zwei Dritteln aus einer wissenschaftlichen Arbeit und zu einem Drittel aus einem künstlerisch-gestalterischen Projekt bestehen, gilt die allgemeine Promotionsordnung (A-PO). Für ein rein wissenschaftliches Dissertationsprojekt gilt die Theoriepromotionsordnung (T-PO).
Die Zeit der Promotion an der HfG Offenbach
- Doktorand_innenkolloquien: in regelmäßigem Turnus
- Die Möglichkeit der Teilnahme und Nutzung des Lehrveranstaltungsangebot der HfG
- Atelier- und Bibliotheksarbeitsplätze an der HfG nach Verfügbarkeit
Voraussetzungen
Bedingung für die Annahme als Doktorand_in ist in der Regel ein mit den akademischen Graden Diplom, Magister Artium, Master of Arts oder einem Staatsexamen abgeschlossenes Studium in einem wissenschaftlichen oder einem künstlerisch-gestalterischen Studiengang an einer Universität oder Kunsthochschule.Die ausgewählten Kandidierenden stellen dem Promotionsausschuss an der HfG ihr Promotionsprojekt vor.
Stellenvergabe
Die Hochschule hat drei (FB Kunst) und zwei (FB Design) halbe Wissenschaftliche Mitarbeitendenstellen eingerichtet, die für jeweils drei Jahre von Doktorand_innen am Hause besetzt sind.
Bewerbung als Doktorand_in
Bewerbungsunterlagen
- Curriculum Vitae
- ggf. Publikationsliste
- Angabe von Sprachkenntnissen für internationale Bewerber_innen
- Zeugniskopien aller relevanter Qualifikationen
- ggf. künstlerisches/gestalterisches Portfolio
sowie eine ca. zehnseitige Forschungsskizze mit
- aussagekräftigen Projektbeschreibung (ca. 7 Seiten, gängige Formatierung)
- einer kurzen Erläuterung, weshalb das Offenbacher Promotionsmodell für Ihr Projekt besonders geeignet ist (ca. 0,5 Seite)
- Arbeitsplan (ca. 0,5 Seite)
- Bibliografie zum Forschungsthema (ca. 2 Seiten)
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir die Bewerbungsunterlagen ausschließlich in digitaler Form entgegennehmen können (Bewerbungslink folgt zu Beginn des jeweiligen Semesters).
Die nächste Bewerbungsfrist ist im Mai 2025.
Ansprechpartnerin Promotionsbereich
Vorsitz
Ansprechpartnerin
Riccarda Weih
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
T +49 (0)69.800 59-296
Standort
Kubus
Berliner Straße 75
3OG
Fragen
promovieren@hfg-offenbach.de
Kunst- und Medienwissenschaften
gemäß den vier promotionsrelevanten Theoriefächern des Fachbereichs Kunst:
deckt der Sammelbegriff »Kunst- und Medienwissenschaften« verschiedene Möglichkeiten ab. So kann sich der wissenschaftliche Anteil der Dissertation sowohl auf Gegenstandsbereiche und Methoden bloß eines der genannten Fächer konzentrieren (vgl. dazu die Darstellung dieser Fächer), als auch diese Fächer untereinander kombinieren; schließlich ist eine Verbindung mit einem der beiden Wissenschafts-/Theoriefächer des Fachbereichs Design möglich.
In Entsprechung sowohl zum Kontext einer Kunsthochschule als auch zur besonderen Verflechtung von Wissenschaft/Theorie und künstlerisch-gestalterischer Praxis nach dem Offenbacher Modell liegt aber in jedem Falle der Schwerpunkt in Moderne bis Gegenwart, wobei das Spektrum der beteiligten Fächer systematische und disziplinenübergreifende Fragestellungen nahelegt. Darüber hinaus korrespondieren die Gegenstandsbereiche der Forschungen im Zuge der jeweils geforderten Anbindung an eines der künstlerisch-gestalterischen Fächer des Fachbereichs VK auch tendenziell mit den in diesen Fächern in Offenbach gelehrten Spielarten der Künste und Medien.
»Kunst- und Medienwissenschaften« fragen nach Gründen und Motiven der jüngeren Entwicklung von Kunst- und Medienproduktion, nach deren Typologien und den an sie gekoppelten Umgangsweisen, nach gesellschaftlichen Funktionen, Bedingtheiten bzw. Rückwirkungen der jüngeren Künste und Medien, sowie nach Weisen ihrer Wahrnehmung in sowohl physiologisch-psychologischer als auch kulturtheoretisch-philosophischer Hinsicht. Überschneidungen zwischen freiem Kunstschaffen und angewandter Gestaltung können untersucht werden.
Das spezifische Ineinander von Theorie und Gestaltung nach dem Offenbacher Modell kann auch Übergänge von bloß analytischer Trenderfassung hin zum Initiieren und Mitwirken an zukunftsträchtigen Entwicklungen mit einschließen – etwa im Rahmen gestalterischen Experimentierens.
Designwissenschaften
eine Promotion im Fach Designwissenschaft zielt auf die Erforschung und Erweiterung von Designtheorien und -geschichte, Ästhetik und Wahrnehmungstheorien sowie Kultur- und Techniktheorien. Der Forschungsschwerpunkt liegt hierbei im Bereich der Produktsprache und der Produktsemantik. Dies umfasst insbesondere designrelevante Forschung im Bereich Ästhetik und Semiotik (Semantik und Symbolik). Darüber hinaus erweist sich der Umgang der Nutzer_innen mit den Produkten als ein immer wichtiger werdendes Forschungsfeld. Bedeutung entsteht sowohl auf einer rein symbolischen Ebene als auch im alltäglichen Gebrauch. Die Mensch-Objekt-Interaktion stellt damit ein weiteres Forschungsthema dar, das schwerpunktmäßig an der HfG verfolgt werden soll.
Diese Forschungsschwerpunkte versprechen nicht nur neue Erkenntnisse im sich konstituierenden Feld der Designwissenschaften, sondern haben zugleich wichtige Rückwirkungen auf die Designausbildung. Damit wird an Kenntnisse und Vorarbeiten der Hochschule angeknüpft: In den 1980er-Jahren wurde ein Offenbacher Ansatz der Produktsprache entwickelt, der seither eine international hohe Reputation erlangt hat und große Aufmerksamkeit der design research community erfährt.
Während international der Bereich design research bereits seit rund zwei Jahrzehnten institutionalisiert ist (universitäre Institute, Fachkongresse, Fachgesellschaften), hat der Prozess der Konstituierung einer Designwissenschaft in Deutschland erst begonnen. Der Bedarf an einer Verwissenschaftlichung des Designs steigt zunehmend, weil dessen Bedeutung im Kontext jüngster kultureller, ökonomischer, sozialer und technischer Entwicklungen immer größer wird. Sowohl seitens der Politik und der Wirtschaft als auch seitens der Designausbildenden an den Kunsthochschulen und Universitäten wird dies immer stärker betont.
Promotionen Kunst
- Manuel Ahnemüller
Die Plastiktüte Ein gestaltetes und gestaltendes Alltagsobjekt – Eine kulturwissenschaftliche und medientheoretische Untersuchung der Plastiktüte am Sammlungsbestand von Volkmar Schnöke
- Helene Deutsch
Über Humor in der zeitgenössischen Kunst
- Thomas Dierkes
Rationalität und Vernichtung Zur Ästhetik des Reichssicherheitshauptamts 1939–1945
- Ornella Fieres
Das okkulte Digitale Phänomene des Okkulten in der Digitalkultur und Gegenwartskunst
- Michaela Filla-Raquin
bilderSTURM Kunst und Revolte an der Goethe-Universität Frankfurt in den 60erJahren
- Nils Fock
Bestreitung. Negative Ästhetik nach Georges Bataille
- Ulrich Gebert
Entrückte Dinge Fotografie, Neue Sachlichkeit und Weltbezug
- Dominik Gussmann
Die Poesie der Übersetzung Eine Theorie zeitgenössischer Druckgrafik unter dem Aspekt der Bildübertragung
- Falk Haberkorn
Versuch über die Geste des Fotografierens
- Julia Hainz
Ästhetik der Fluidität Über performative Differenz im Jenseits kapitalistischer Flexibilisierungen
- Magdalene Hengst
Titel: Erfahrung, Körper, Verletzbarkeit. Die Phänomenologie der körperlichen Versehrtheit Jean Amérys
- Margret Hoppe
Der Architekt des Fotografen. Zur Beziehung zwischen den Fotografien von Lucien Hervé und der Architektur Le Corbusiers
- Nikolaus Kockel
Relevanzarbeit
- Lina Louisa Krämer
Was nie gewesen ist Lecture Performances als Austragungsort »wissenschaftlicher« Diskurse (Arbeitstitel)
- Annie Kurz
Offline, unplugged, disconnected… Eine postphänomenologische Untersuchung von Absenz-Beziehungen zu Technologien
- Johanna Laub
Vergangenheit in Bewergung: Dekonstruktive Geschichtsarbeit in zeitgenössischer Film- und Videokunst
- Anoushirvan Masoudi
- Diego Nóbrega
From the Atlas Mnemosyne to Artificial Intelligence: a study on generative images
- Patrick Raddatz
New Jack Cities - Stadt-Sound-Beziehungen und Strukturen von House und Techno in den deutschen Anfangsjahren
- Julia Rommel
Ubiquität – Raumkonstitution im Kontext von Informations- und Kommunikationstechnologien
- Marian Rupp
Figurale Fabulation Grafische Philosophie und die Verschränkung von Materie und Bedeutung
- Sabine-Lydia Schmidt
Die Kurmuschel – Charakteristik und kulturelle Praxis Fachbereich Kunst
- Julia Stefanovici
Tanzkleider – Kleidertanz Über das Phänomen textiler Architekturen auf der Bühne des zeitgenössischen Tanzes
- Franziska Wilcken
Problematische und praktikable Türen. Raumbildung und Theatralität von Türen im Bühnenbild
- Adrian Williams
The Horses Mouth: Unmasking the Vocal Surrogate Erfahren aus erster Hand. Die Demaskierung der Leihstimme
- Mathias Windelberg
Kabinette des Zeigens Institutional Critique im Expanded Cinema – Expanded Cinema in der Institutional Critique
- Nina Wood
Autotheorie. Schreiben aus Bruchstücken als queer_feministische Praxis
- Carsten Wolff
Willy Fleckhaus und der kühl kalkulierte Rausch der Farben
- Christine Würmell
Image-Sharing und Aktivismus
- Rike Zöllner
Vom Kostümbild zum Kostümereignis: das dramaturgische Potential von Kostüm als szenografisches Element/ aktives Element der Szenografie
Promotionen Design
- Fazil Akin
Produkte als Medium in einer vernetzten Welt
- Helge Aszmoneit
Design-Auszeichnungen
- Jonas Berger
Über die grundlegende Verfasstheit von Verstecken
und die Bedingungen der Erfüllung ihrer Funktion
- Valentin Brück
Die Rolle des Materials als Akteur im Gestaltungsprozess
- Ruth Coman
Improvisation, Urban Design und Migration
- Natascha Dell
Schrift in Lehre und Werk der Folkwangschule für Gestaltung
- Lina Djouiai
Designing Growth, Growing Design
- Markus Frenzl
Von weißen Städten und grauen Würfeln
- Marc Gehrmann
Neue Horizonte im Design: Die Transformation durch K.I. und virtuelle Realitäten für eine breitere Gestaltergemeinschaft
- Daniel Gurka
Cell Diversity. Cellulotische Materialcomposites – Kollaborationsprozesse im Spannungsfeld von Design und Naturwissenschaft
- Sarah Klein
Grundlagen der Gestaltung
- Karlotta Klußmann
Constraints – Das Paradoxon im Industriedesign
- Anna-Lena Moeckl
Hautnah. Die Körperoberfläche als interaktive Schnittstelle für medizinische Anwendungen – eine designwissenschaftliche Untersuchung
- Carina Moser
Digitale Manipulation - Bewusstsein und Tragweite digitaler Gestaltmittel des User Experience- und User Interface Designs in ihrer psychologischen Konsequenz
- Carolin Pertsch
transMATERIALS - Materialorientierte Gestaltung im Spannungsfeld zwischen Design und Naturwissenschaft
- Steffen Reiter
Material Computation
- Pia Scharf
Lernende Systeme und das User Interface
- Julian Schwarze
Produktsemantik und Mobilitätsraum
- Emma Sicher
MULTISPECIES MATTER. A transdisciplinary investigation of human-plant-microbe cooperations with bacterial cellulose
- Christina Timmann
Design Approximation. Entwerfen und Entwurf als Annäherung
- Zheng Tai
Made in China
- Meri Zirkelbach
Materialspekulation – Zusammenspiel von Materialtradition und materialorientierter Gestaltung
Abgeschlossene Promotionen
Kunst
- Dr. Deborah Enzmann: Doppelpunkt, Bindestrich, Klammer- Eine zeichen- und kulturtheoretische Untersuchung
- Dr. Anne Gräfe: Radikale Kontingenz aushalten – Die Dialektik der ästhetischen Langeweile in der Gegenwartskunst
- Dr. Anne Kersten: Säen und Ernten. Strategien, Intentionen und Wirkungen von zeitgenössischer Kunst im Bereich Landwirtschaft
- Dr. Felix Kosok: Form, Funktion und Freiheit. Über die ästhetisch-politische Dimension des Designs
- Dr. Craig Leonard: Aesthetics After Marcuse: What's Left of Anti-Art?
- Dr. Sebastian Mühl: Utopiekonzepte in der Gegenwartskunst
- Dr. Tania Ost: Langzeitprojekte in der Porträtfotografie
- Dr. (des.) José Segebre: Worauf warten wir? Die Zeit des Wartens in postkolonialen und queeren Ästhetiken
- Dr. (des.) Maria Sitte: Die Rolle investigativer und kriminalistischer Strategien in der zeitgenössischen Kunst
- Dr. Ellen Wagner: Künstlerische Strategien der Mimikry in der Post-Internet Art