Valentin Brück

Die Rolle des Materials als Akteur im Gestaltungsprozess

Fachbereich Design

Als „Gestalten mit gestalteten Materialien“ beschreibt Markus Holzbach im gleichnamigen Artikel eine Designmethode, in der dem Material selbst Funktionen einbeschrieben werden und in der dem Material ein Handlungsspielraum im Endprodukt eingeräumt wird. In diesem Ansatz sind die gestalteten Materialien als Akteure im gestalteten Objekt aber auch im Prozess des
Entwerfens zu verstehen.Der Begriff des Akteurs geht hier auf die Akteur-Netzwerk-Theorie, insbesondere die Beiträge von Bruno Latour, zurück in dem die materielle Welt als System aus unterschiedlichen, miteinander interagierenden und verwobenen Akteuren besteht. Latour platziert das menschliche Subjekt als Akteur in ein komplexes System aus nichtmenschlichen Akteuren, die miteinander interagieren und korrelieren. Dieses nicht-anthropozentrische und nicht-hierarchische Weltverständnis gesteht dabei Phänomenen der Natur, belebt wie unbelebt, und menschlichen
Artefakten einen Handlungsspielraum zu. Dies macht sie, wie Latour es in seinem Essay „Wir sind nie modern gewesen“ beschreibt, zu Quasi-Objekten - Phänomenen zwischen Subjekt und
Objekt, Natur und Kultur.Überträgt man diesen Gedanken einer „handlungsfähigen Materie“ auf den Gestaltungsprozess, lässt sich Material als Akteur in einem kooperativen Transformationsprozess aus menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren verstehen. Die Entstehung eines Artefaktes erfolgt so aus der Kooperation von gestaltenden, ausführenden und bearbeiteten Akteuren, die auf unterschiedliche Art und Weise miteinander in Beziehung stehen. Dieses abstrakte Gedankenspiel lässt dabei die Möglichkeit offen, den menschlichen Akteur aus der Rolle des aktiv Gestaltenden
herauszunehmen.Gestaltete Materialien, wie zum Beispiel smart materials, sind dabei ebenso „Quasi Objekte“, im Sinne Latours, wie artifizielle Intelligenzen, generative Entwurfsprogramme, lebendige Natur und unbelebte Materie. Das Promotionsvorhaben wirft hier Fragen auf. Wie können sich eben jene Akteure in einem Designprozess beteiligen? Kann der „Gestalter“ auch nichtmenschlich sein? Was ist die Aufgabe von Material und Gestalter im Designprozess?

Vita

2010 - 

Projekte

...