Helene Deutsch

Über Humor in der zeitgenössischen Kunst

Fachbereich Kunst

Immer wieder verführen künstlerische Arbeiten zum Lachen, Schmunzeln oder Lächeln. Und oftmals, obgleich es zunächst als widersinnig erscheinen mag, sind es gerade jene Arbeiten, die über einen bitterernsten Kontext verfügen. Diese Vermengung der Zutaten des Ernstes und des Unernstes ergeben eine spezifische Mixtur von Affekten, die sich in der Begrifflichkeit des Humors fassen lässt.

Grundsätzlich kann sich eine humorvolle Entgegnung überhaupt erst auf einen widrigen, Empfindungen wie Peinlichkeit, Verletzung oder Trauer auslösenden Umstand hin entwickeln. Der misslichen Gegebenheit zum Trotz weiß nun der Humor den negativen Affekten eine Belustigung hinzuzufügen und auf diese Art dem empfundenen Leid seine Wucht zu entziehen. Durch dieses schützende Gebaren ist das Phänomen des Humors zu unterscheiden von den ihm verwandten Erscheinungen des Lustigen wie der des Scherzes, des Witzes, der Komik, den Gattungen der Ironie, der Parodie, des Zynismus oder der Satire, die durchaus auch dem Ausdruck der Aggression dienen können. Jedoch ist der Humor dicht mit verschiedensten Ausprägungen des Lustigen verflochten – zum einen kann sich der Humor durch harmlose Erscheinungen der Komik und des Witzes überhaupt erst ausdrücken, zum anderen versteht er sich mitunter eindrucksvoll darauf, Raum für die Entfaltung unterschiedlichster Phänomene des Lustigen vorzubereiten. Um also die spezifisch humoristische Leistung in ihrer Methode und Wirkung zu begreifen, ist ihre Einbettung in den Komplex des Lustigen stets mitzudenken.

Da die humoristische Leistung also eines vorangegangenen Unbehagens bedarf, handelt es sich bei den innerhalb des Projekts zu untersuchenden künstlerischen Positionen um solche, die auf negative Affekte auslösenden problematischen Gegebenheiten reagieren. Dabei erscheinen nun jene künstlerischen Erzeugnisse als interessant, die sich nicht im Kontext privater Betroffenheit erschöpfen sondern sich den gesellschaftspolitischen Tendenzen ihrer Zeit öffnen und damit einem zeitkritischen Anspruch nachzukommen imstande sind. Insofern wird die Auswahl der zu untersuchenden Positionen, zwar selten auf den ersten Blick erkennbar, und dennoch stets innerhalb gesellschaftskritisch agierender Kunst verortet sein. Dass sich die Auswahl aus zeitgenössischen Erzeugnissen speist, ist dem Umstand geschuldet, dass die Empfindung von Belustigung stets abhängig ist von ihrer Aktualität, die zeitliche Nähe also eine Erleichterung der Betrachtung verspricht. Anhand der künstlerischen Arbeiten wird es einerseits darum gehen, die Verwendung des Humors als ästhetischer Strategie herauszuarbeiten und andererseits die durch den Einsatz dieser strategischen Methoden generierte humorspezifische Form der Aufmerksamkeit zu untersuchen. Ziel ist es auf Grundlage der daraus resultierenden Erkenntnisse eine humortheoretische Struktur im Ästhetischen zu entwickeln, während der Fokus auf der Frage nach einem möglichen subversiven Potential humoristischer Leistung im Hinblick auf gesellschaftliche Prozesse liegt.

Betreuende: 

  • ​Prof. Dr. Juliane Rebentisch

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