Nils Fock

Bestreitung. Negative Ästhetik nach Georges Bataille.

Fachbereich Kunst

Der im Zuge gegenwärtiger Krisen richtungweisenden Einsicht, dass mit der herrschenden Logik einer ›Vermittlung von Geist und Natur‹ auch das daraus resultierende Selbst- und Weltverhältnis zu einem Ende kommen muss, hat auch die Kunst nachzukommen. Von diesem Verhältnis eingefasst, nicht befreit, hat sie dieses Ende auf ihre Weise zugänglich zu machen: Kraft der ihr eigentümlichen Negativität kann sie die Bezüge auf sich, die sie entsprechend gewähren lassen muss, als ihr Scheitern erfahrbar werden lassen. Und der ästhetische Zugang zum Ende resultiert mithin daraus, dass sich die eigentlich unerbittliche Verwertungslogik des Verhältnisses in dieser schlicht negativen Abfolge der Bezüge übergangsweise selbst zu Fall bringt. In dieser Bestimmung der zeitgemäßen ästhetischen Erfahrung in dem Zugang zu einem Ende – vor dem tatsächlichen Ende – nimmt das Promotionsvorhaben seinen Ausgang.

Vor diesem Hintergrund soll die von Georges Bataille formulierte, aber bisher nur wenig diskutierte Lehre der Bestreitung erforscht werden, in der ein Paradigma eines solchen Zugangs zu finden ist. Mit ihr ist Bataille einer Umkehrung der herrschenden Logik einer ›Vermittlung von Geist und Natur‹ nachgegangen, welche in der Folge das Ende dieses ›Geistes‹ gegenüber der ›Natur‹ übergangsweise erfahrbar werden lässt. G. W. F. Hegel hat dieses Ende eines herrschenden Geistes seinen Tod genannt und Bataille diesen in Auseinandersetzung mit der Phänomenologie des Geistes zum eigentlichen Gegenstand seiner Untersuchungen gemacht. Denn alles, was im Geist, der sein eigener Tod geworden ist, erfahrbar wird, ist diesem unerreichbar, in ihn unaufhebbar und gleicht damit – nach Bataille – einer Befreiung für all das, was jenem seiner Konkretion nach fremd bleiben muss. Und dass sich in der Eigentümlichkeit der Kunst, ein solches Ende zugänglich zu machen, ohne es tatsächlich zu erzielen, ihre Bedeutung, nicht ihr Mangel zeigt, ist auf diese von einem herrschenden Geist als solchen uneinnehmbare Befreiung zurückzuführen. Diese Befreiung im Außersichgeraten des Geistes aber begründet sich eben genauer darin, dass die Ausflüchte, mit denen sich dem Tod gewöhnlich entzogen wird, bestritten werden – und ist eine in dem und für den Tod, mit welchem die Kunst droht, sich in den Negationen von Bestreitung zu Bestreitung entfaltende, ekstatische Erfahrung.

Auf das nicht allein mit der Klimakrise überall sichtbar werdende Scheitern der herrschenden Logik einer ›Vermittlung von Geist und Natur‹ will das Promotionsvorhaben mit einer negativen Ästhetik nach Georges Bataille antworten. Bringt diese ausgehend von der Lehre der Bestreitung zum einen die eigentümliche Negativität der Kunst, zum anderen aber deutlich zum Ausdruck, der in der Phänomenologie des Geistes entwickelten dialektischen Logik zu unterliegen, kann abschließend aufgezeigt werden, dass die ästhetische Erfahrung der Bestreitung auch in der Konkretion ihrer kapitalistischen Realität ekstatisch vor Augen führt, dass eine andersartige Erfahrung von ›Natur‹ möglich und die Kunst dafür unverzichtbar ist.

Betreuende:

  • Prof. Dr. Juliane Rebentisch
  • Prof. Dr. Christoph Menke

...