Fazil Akin

Produkte als Medium in einer vernetzten Welt

Fachbereich Design

Für die Produktgestaltung ist die materielle Welt ein wichtiges Forschungsfeld. Wie Produkte unseren Alltag beeinflussen oder welche Kräfte in materiellen Entitäten in sich vereinen, können für Designer und Designerinnen neue Wege für Ihre Praktiken öffnen. Objekte können eine wichtige Rolle in unserem Alltag spielen. Sie können beeinflussen, wie wir in bestimmten Situationen handeln. Als Beispiel gibt der holländische Philosoph Peter Paul Verbeek (2005) die Bremsschwelle: Wenn eine Gemeinde sich wünschen würde, dass Autos auf einer bestimmten Straße langsamer werden, könnte die Gemeinde ein Schild hinstellen, aber ein ‘physischer’ Gegenstand auf der Straße ist effektiver. Nach Verbeek hat diese Schwelle eine ‘materielle Funktionalität’. Als ein anderes Beispiel wie Gegenstände unser Verhalten beeinflussen gibt Bruno Latour in seinem Actor-Network Theorie die Berliner Schlüssel (1993). Aufgrund des Designs macht dieser Schlüssel es unmöglich, die Tür nicht abzuschließen, weil der Schlüssel im Schloss stecken bleibt, wenn man die Tür nicht abschließt. Das Zitat von Mark Twain ‘Wenn dein einziges Werkzeug ein Hammer ist, wirst du jedes Problem als Nagel betrachten.’ erläutert auch unser Verhältnis zu den Objekten (Haarmann, 2016).

Mit dieser Ansicht auf Objekte ist es möglich sie als ‘medium’ zu betrachten. Sie können ein Dasein zwischen den Menschen und der Welt führen. Don Ihde’s (1990) Theorien über den Zusammenhang zwischen Menschen und Technologien geben auch wichtige Hinweise, welche Rolle Produkte in unserem Alltag spielen. Wenn man Produkte betrachtet, die in unserer Gegenwart entwickelt werden, können wir sehen, dass Technologien sich immer mehr in neuen Technologien zusammenfügen. Dieses Phänomen bezeichnet Luciano Floridi (2015) als ‘Technologien dritter Ordnung’. Eine Welt in den Technologien miteinander reden, ist eine andere als die frühere, wo Menschen durch Technologien die Welt wahrnehmen.

In einer Umgebung in der die Produkte mit anderen Objekten und Technologien vernetzt sind, braucht es andere Kriterien sowie eine andere Haltung gegenüber der Gestaltung solcher Produkte. In dieser Arbeit wird vor allem diese Netzwerkstruktur zwischen den Produkten untersucht. Es wird auch das ‘Dazwischen-Sein’ der Objekte hinterfragt. Hatten Objekte immer ein Netz aufgebaut, in dem sie sich mit anderen Objekten zusammengefügt hatten oder ist dieses Phänomen ein Produkt des digitalen Zeitalters?​
Floridi, L. (2015). Die 4. Revolution : Wie die Infosphäre unser Leben verändert. Berlin: Suhrkamp Verlag.
Haarmann, A. (2016). Zu einer kritischen Theorie des Social Design. In Julia-Constance Dissel (Hg.), Design & Philosophie. Bielefeld: Transcript Verlag.
Ihde, D. (1990). Technology and The Lifeworld: From Garden to Earth. Bloomington: Indiana University Press.
Latour, B. (1991). The Berlin Key or How to Do things with Words. In Paul Graves-Brown (Hg.) Matter, Materiality and Modern Culture. London: Routledge.
​Verbeek, P. P. (2005). What things do: Philosophical Reflections on Technology, Agency, and Design. Pennsylvania: Penn State University Press.  ​
Betreuende

Prof. Dr. Martin Gessmann

Prof. Peter Eckart

http://fazilakin.me

Unbenannt1

Bremsschwelle

CC BY-NC 2.0, Derek Bruff

Unbenannt

Berlinerschlüssel

CC BY-SA 3.0, Clemensfranz

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