Stiftungsprofessur Text

Wir begreifen Text als formbares Material, das am Ende zu einer Geschichte wird, die uns Erkenntnisse vermittelt, nachdenklich macht, informiert, verwirrt, berührt oder sogar fasziniert, je nachdem was wir damit erreichen wollen.

Schreiben ist ein Handwerk, das man lernen kann. Hier spielt Übung eine wesentliche Rolle und ein Quantum Selbstbewusstsein. Wir stellen uns das Schreiben von Texten nicht als Talent sondern als Fähigkeit vor, die uns hilft, unsere Gedanken zu erfassen und vielleicht sogar zu ordnen. Text ist verwandt mit Textilien, das sind Gewebe und Geflechte aus verschiedenen Fasern mit Querverbindungen, Mustern, Löchern oder Knoten. Quipu, eine Knotenschrift aus dem Inkareich ist ein recht altes Beispiel für die Erfassung und Weitergabe von Informationen über geknüpfte und gefärbte Tierhaare.

Beim Schreiben und Texten geht es über das reine Informieren hinaus, es geht auch um das Weglassen und die Möglichkeit, seiner Leserschaft Raum für eigene Assoziationen zu geben. Für dieses Texten oder Kreatives Schreiben gibt es Werkzeuge, die man nicht als Regel sondern als Leitfaden betrachten kann.

Kreatives Schreiben oder engl. Creative Writing wird im angloamerikanischen Raum seit etwa hundert Jahren unterrichtet. Schreiben als Handwerk zu begreifen, das man erlernen kann, ist jedoch immer noch umstritten. Es gibt da diese Angst vor Uniformierung. Diese Angst speist sich im deutschsprachigen Raum aus einem noch lebendigen Geniekult. Ein Sachverhalt, der vor allem mit dem prägenden Einfluss der Romantik auf die deutsche Geistes- und insbesondere Literaturgeschichte zu tun hat. Wer nicht schon in der Schule als talentiert bezeichnet wurde und frühe Anerkennung gefunden hat, denkt dann oft »ist nicht mein Ding«. Dass andererseits Normierungen schnell in die Langeweile oder in den Mainstream führen können, ist kein falscher Gedanke. Wir können jedoch, uns dieser Gefahren bewußt, die Werkzeuge des Schreibens als Referenz und Leitfaden annehmen. Es ist durchaus möglich, hinter die Kulissen zu blicken und die »Regeln der Kunst« zu erlernen – um dann irgendwann einmal selbst neue Gefilde zu erobern, indem man die alten »Regeln« gekonnt bricht.

News

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vor 6 Tagen

Claudia Basrawi zur Stiftungsprofessorin ernannt

Zum Sommersemester ist die Autorin, Übersetzerin und Schauspielerin Claudia Basrawi zur Friederichs-Stiftungsprofessorin für Text an der HfG Offenbach ernannt worden. Sie wird für zwei Semester im Fachbereich Kunst der HfG lehren.

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