Nachruf auf Professor Richard Fischer

15 years ago
Prof fischer 01

Mit Betroffenheit nehmen die Lehrenden, Mitarbeiter, Absolventen und Studierenden der HfG Offenbach Abschied von Richard Fischer, langjähriger Professor für Produktgestaltung. Er verstarb überraschend am 28. Februar 2010 im Alter von 74 Jahren. Unser Nachruf soll an einen Designer und Pädagogen erinnern, dessen Haltung die Lehre an der Hochschule für Gestaltung Offenbach maßgeblich geprägt hat.

„Ich gehe auf den Menschen ein“*

Bis zu seinem Ruhestand 1999 lehrte Richard Fischer als Professor für Anzeichenfunktion im Fachbereich Produktgestaltung der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Zuvor war er seit 1968 Dozent an der Werkkunstschule Offenbach, deren Übergang zur staatlichen Hochschule er seit 1975 aktiv begleitete. Zusammen mit Lore Kramer prägte Richard Fischer in den folgenden Jahren maßgeblich den Aufbau und die Ausrichtung des Fachbereichs Produktgestaltung.

Richard Fischer, 1935 in Neumarkt in der Oberpfalz geboren und Absolvent der HfG Ulm, hatte vor seiner Lehrtätigkeit als Industriedesigner für BASF und für die Braun AG in Kronberg gearbeitet. Zusätzlich zu seiner Lehre blieb er als freiberuflicher Designer der Praxis stets nahe.
Neben zahlreichen Auszeichnungen als Gestalter gilt sein Verdienst unter anderem der Arbeit am designtheoretischen Ansatz des Fachbereichs. Innerhalb der „Theorie der Produktsprache“, dem Offenbacher Ansatz, widmete er sich insbesondere der Anzeichenfunktion, der zeichenhaften Übersetzung von Funktionen in praktische Bedienbarkeit.

Richard Fischer war überzeugter Designer und überzeugter Pädagoge. Den Studierenden konnte er einen umfassenden Gestaltungsanspruch stets konkret am Objekt vermitteln. Die Gestaltung von Dingen bedeutete für ihn eine persönliche Stellungnahme des Designers, der über das Objekt eigene Vorstellungen und Werte ausdrückt. Konsequent in dieser Haltung lehrte Richard Fischer die Transferleistung von Design als wichtige kulturelle und gesellschaftliche Aufgabe.
Seine funktionalistisch geprägte Auffassung bot den Studierenden zugleich Raum und Reibungsfläche für die ernsthafte Reflexion zeitlicher und gesellschaftlicher Positionen. Seine Offenheit und Gradlinigkeit sicherten ihm trotz teilweise divergierenden Meinungen den Respekt und die Hochachtung innerhalb der Studentenschaft.

Als Mittelpunkt seiner Tätigkeit als Gestalter und als Pädagoge definierte Richard Fischer stets den Menschen. Design sollte in seinen Augen eine Geste sein, eine Art der Vermittlung zwischen Mensch und Objekt. Eine Geste, die für den Benutzer eine Verbindlichkeit schafft und die letztendlich Spuren hinterlassen kann.

Richard Fischer hinterlässt uns selbst Spuren durch seine Haltung, durch seine Arbeit als Gestalter und als engagierter Vermittler von Gestaltung. Bei seinen Kollegen, den ehemaligen Studierenden und der Hochschule für Gestaltung in Offenbach.

*Richard Fischer über Design in „Wie kommt ein funktionalistischer Designer zum Thema Ornament?“