31 May 2022

Die Performativität des Zeugen und die Politik des Schweigens

03:00 PM, Geleitsstraße
Gal threeworksforpiano

Die Performativität des Zeugen und die Politik des Schweigens

Vortrag und Q & A im Lehrgebiet Performance im erweiterten Feld | offen für alle Studierenden

Basierend auf Dani Gals aktuellstem filmischen Werk »Three Works For Piano« (2020) untersucht er in seinem Vortrag die Rolle von Stille/Schweigen, von »zum Schweigen gebracht werden« und aktivem Zuhören im Kontext dominanter nationaler, politischer Narrative. Der Vortrag geht der Frage nach, wie gesellschaftlich akzeptierte Gewalt durch die Performativität der Zeugenaussage in historischen Trauma-Studien und in postkolonialen und Post-Holocaust-Diskursen konstruiert und dekonstruiert wird.

»Three Works For Piano« rekonstruiert drei spezifische Klavieraufführungen der Avantgarde des 20. Jahrhunderts: den Versuch einer Aufführung John Cages bahnbrechendem Werk »4'33«, ein Konzert des radikalen Komponisten George Antheil und die erste dokumentierte Aufführung einer Klavierzerstörung durch die Wiener Gruppe im Jahre 1959. Diese drei Ereignisse fungieren als halluzinatorische Allegorien, um komplexe Dynamiken zwischen historischem Zeugnis und gesellschaftlicher Reaktion zu beleuchten. Die Triangulation von Performer-Sound-Publikum spiegelt sich in einem realen Ereignis wieder: Der Aussage eines israelischen Soldaten der sich als Gewalttäter in den Israelisch besetzten Gebieten offenbart, die vom Staat allerdings diskreditiert und geleugnet wurde. Durch diese Negation der Schuld wird die Geschichte von den wirklichen Opfern abgegrenzt und die moralische Zweideutigkeit des Soldaten offengelegt.

Dani Gal ist ein in Berlin arbeitender, israelischer Künstler, der sich in seinen multidisziplinären, oft auch innerhalb unterschiedlicher Kollaborationen mit anderen Künstler_innen, Musiker_innen, Filmemacher_innen produzierten medialen Arbeiten mit historisch politischen Narrativen, deren audiovisueller Dokumentation, Archivierung und Vermittlung sowie deren politischem Manipulationspotential auseinandersetzt.

Vortrag in englischer Sprache, anschließend Q & A

31. Mai 2022, 15 Uhr 

Geleitsstraße, 2. OG, Performance-Raum