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In seiner Ausstellung Cirrus beschäftigt sich Marcus Gundling mit den Dopplungen von Bildrealitäten und medialen Verschiebungen, die sich in seinen Werken jedoch stets als gemalte Einheit materialisieren.

Auf das Spektakel der omnipräsenten Zirkulation und Distribution von Bildern reagiert der Künstler, indem er im Internet gefundenes Bildmaterial sammelt, dieses in langen Prozessen filtert, modifiziert, reduziert und schließlich in Malerei und Zeichnung übersetzt. In vielen Stufen der Bearbeitung verschmelzen Repräsentation und Inhalt der fotografischen Reproduktion mit dem malerischen Medium, dessen Material sowie seiner Eigendynamik. Rechteckige Formen, diagonale Raster, haptisch wirkende Falten und diffuse Schatten in Cyan und Magenta werden zu abstrakten Bildkompositionen. Aus immateriellen Simulacra entstehen zweidimensionale Malereien mit körperhafter Realität und scheinbarer Räumlichkeit.

Manche von Gundling’s Werken lassen verschoben gemalte Farbkanäle zu figurativen Bewegungsabläufen werden, weitere bergen übereinander gelegte Materialien und Verfahren. Wieder andere hebeln die Grenzen zwischen Bildmotiv, Passepartout oder Plexiglas und Rahmen aus. Ebenen und (Ge)schichten, Leerstellen und subjektive Erinnerungen, Abstraktion und Figuration überlagern sich gegenseitig.

Durch die Interferenzen und Assoziationen verselbstständigen sich Motivik und Darstellung, die sich – wie auch das im melodischen Ausstellungstitel bezeichnete Wolkenphänomen Cirrus – nur schwer fassen lassen. Entgegen der ephemeren Naturerscheinung, flüchtigen Erinnerungen oder beschleunigten Bilderwelten verdichten sich hier – im hermetischen Raum des Bildträgers – die vielen Bildfolien und fragmentarischen Spuren des Urbildes mit malerischen wie materiellen Unschärfen. In diesen unbestimmbaren Tiefen vergegenwärtigt und bedient sich die Malerei ihrer selbstreflexiven Mittel – die Bilder gehen ihrer eigenen Entität auf den Grund. 

 

Marcus Gundling (geb. 1976 in Würzburg) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Er studierte an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach bei Prof. Heiner Blum. Cirrus ist die sechste Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie Parisa Kind

(Text: Franziska Linhardt)