Symposium Eigensinn 1: Bilder umschreiben 04.02.05 14:00 Uhr

vor 20 Jahren
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Zur Fragestellung
Traditionell ging man davon aus, Künstler und Schriftsteller kultivierten eine besondere Art der Wahrnehmung, in der im übrigen auch Visualität eine wichtige Rolle spielt. In den Cultural Studies ist nun weniger von den Kunstschaffenden als vom Publikum medialer Prozesse die Rede. Eigensinn kann auch der Zuschauer einer Soap Opera entfalten, sofern er sie in eigener Regie weiterentwickelt oder „gegen den Strich sieht“. Der so erweiterte Begriff von Kultur erstreckt sich auf alles, was der Rezipient aus einem Text macht.
Kultur beschränkt sich laut Cultural Studies nicht mehr auf Hochkultur, sondern umfasst kreative Prozesse im allgemeinen. Jede Leserin, jeder Betrachter eines Films bringt Kultur hervor, wenn sie/er etwa in seinem Tagebuch über einen solchen Film schreibt oder sich mit FreundInnen als Mister Spock verkleidet.

Zum Programm
Der von den Cultural Studies wiederentdeckte Begriff des Eigensinns soll in seinen verschiedenen Ausprägungen der Widerspenstigkeit und/oder Selbstbehauptung entfaltet sowie als Potential künstlerischer Produktivität befragt werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Doppelrolle des Künstlers/Gestalters als Produzent einerseits und als Rezipient andererseits. Auch der Künstler ist in einer
Mediengesellschaft in vieler Hinsicht Zuschauer und „Verwerter“.
Neben der Orientierung an den Annahmen der Cultural Studies soll angeknüpft werden an das Theorem des Eigensinns bei Oskar Negt und Alexander Kluge (vom Eigensinn über die eigenen Sinne zum eigenen Sinn) und unter den Aspekt der eigensinnigen Wahrnehmung und des „Umschreibens“ dem traditionellen Kulturbegriff gegenübergestellt werden.

Teilnehmer
Einführung: Hans-Peter Niebuhr (Mediensoziologie/Offenbach)
Kunst des Eigensinns: Rainer Winter (Cultural Studies/Klagenfurt)
Gehen und Sehen: Petra Leutner (Wahrnehmungstheorie/Offenbach)
Gedichte: Marion Poschmann (Autorin/Berlin)
Archipel Remix: Rolf Riehm und Marion Saxer (Komposition/Frankfurt)
Sammlung Richter: Claus Richter (Künstler/Frankfurt)

04.02.05, 14:00 Uhr, Aula