»Das Ende des Schweigens« und »Weichen«

vor 19 Jahren
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In einer bisher einmaligen Kooperation werden sich Studierende der HfG und der Hessische Rundfunk vom 4. bis 6. November mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandersetzen. »Das Ende des Schweigens« heißt der Internetauftritt und eine Multimedia DVD-Edition von hr-online und der Agentur bluemars, die zum 40. Jahrestag des Urteils im Frankfurter Ausschwitz-Prozess produziert wurde. Die Edition wird am Wochenende zusammen mit der von Studierenden geschaffenen multimedialen Ausstellung und Installationen »Weichen« an einer speziellen Örtlichkeit, nämlich am alten Eisenbahnwaggon in Offenbach präsentiert.

Der »Waggon« am Offenbacher Mainufer, auf Höhe der HfG, bietet als Örtlichkeit den passenden Rahmen. Als von Prof. Manfred Stumpf geleitete Projektarbeit wurde auf dem stillgelegten Gleisabschnitt ein kulturelles „Aktionsgleis“ in mobiler Architektur gestaltet. Der ausgediente Güterwaggon erinnert an die Deportationswaggons mit denen im Dritten Reich Menschen in die Konzentrationslager transportiert wurden. Dies war den Studierenden bei den Umbauarbeiten bewusst geworden. Nun soll dieser Ort die Präsentation der DVD-Edition des Hessischen Rundfunks zu den Ausschwitz-Prozessen lebendig gestalten.

Der alte Eisenbahnwaggon am belebten Offenbacher Mainufer bietet die Möglichkeit, eine breite Öffentlichkeit aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten zu erreichen, die den umfangreichen Internetauftritt zum Teil gar nicht abrufen könnten.

Gezeigt wird das Internet-Projekt (www.auschwitzprozess.hr-online.de), mit Videoausschnitten und über 60 Ton-Bild-Collagen, die Äußerungen von Überlebenden des Holocaust und die Versuche der Angeklagten, sich zu verteidigen, enthalten. Die außergewöhnliche Dokumentation führt zurück ins Frankfurt der 60er-Jahre und an den Ort des Schreckens. Das Verhalten der Angeklagten im Prozess, die historische Bedeutung des Frankfurter Verfahrens und die Auseinandersetzung mit dem Holocaust heute sind weitere Themen, die in dem interaktiven Projekt beleuchtet werden.

Die 60-minütige Film-Dokumentation »Der Frankfurter Auschwitz-Prozess« von Rolf Bickel und Dietrich Wagner gibt einen authentischen Eindruck von der Atmosphäre des Prozesses. Dieser historische Film gehört zur Edition und wird am Freitag und Sonntag jeweils um 21 Uhr im Waggon gezeigt.


Unter dem Titel »Weichen« wird parallel von Studierenden der HfG mit Ausstellung und Installationen dem geschichtlichen Aspekt des Waggons begegnet.

In der Installation »causal« am Geländer des Mainufers stellt Samira Ramic die Kausalketten in menschlichen Beziehungen dar und deutet dabei auf die große Verantwortung jedes Einzelnen, sich über sein Handeln und dessen Folgen für sich und seine Mitmenschen bewusst zu sein.
Jan Nelles und Dan Löwenbein versuchen in ihrer interaktiven Videoinstallation »Time-Shift-Space« den profanen Raum des Transportwaggons in einen unendlichen Weltenraum zu transformieren.
Frank Flaskemper baut im Rahmen seines Diplomprojektes »Trinitas« entlang der Schienen drei Stationen, welche Körper, Geist und Seele symbolisieren, wobei der Schienenstrang die Verbindung zu dem menschlichen Ganzen darstellt.
Die Soundinstallation »Spuren des Vergessens« von Daniel Eichler basiert vorwiegend auf dem Originalton aus den Prozessen 1963-1965. Die zum Teil verstörend wirkenden Audiofragmente sollen die Besucher über eine Strecke von 100 Metern an den Schienen entlang zur eigentlichen Dokumentation im Eisenbahnwaggong führen. Die Fragmente wecken eine Ahnung, wie nahe Alltagsleben und Massenmord, Erinnern und Vergessen in historischem Kontext beieinander liegen.

Ort: Waggon an der HfG Offenbach, Mainufer am Isenburger Schloss, Offenbach
Eröffnung am Freitag, den 04.11.2005 um 19 Uhr
Weitere Öffnungszeiten: Samstag, den 05.11.05 und Sonntag, den 06.11.05 jeweils von 11 Uhr bis 23 Uhr


nost