3 Dezember 2025

KI-Abend: KI & Nachlass

18:00 Uhr, Raum 307
Plakat nachlass web

Plakat: Felix Hofmann-Wissner

Neben Kursen und einer offenen Werkstatt veranstalten wir im KI-Lab in unregelmäßigen Abständen KI-Abende, um bei Drinks und Snacks über Projekte aus Kunst und Gestaltung, aktuelle Entwicklungen und Paper zu sprechen. Das Thema dieses Abends ist KI & Nachlass.

Unter welchen Bedingungen können KI-generierte Nachrichten aus einem geschlossenen, persönlichen Archiv als authentisch gelten und wie verändert die algorithmische Fortschreibung Erinnerung sowie die Integrität eines digitalen Nachlasses?


​Natalie Wilke, künstlerische Mitarbeiterin im Lehrgebiet Elektronische Medien, untersucht in ihrer Arbeit ein digitales Archiv als Datenset im Spannungsfeld von AI Grief Technologies und Memory Contamination. Ausgangspunkt ist ein geschlossener E-Mail-Nachlass, der als Trainingsgrundlage für ein Sprachmodell dient. Das Projekt will erfahrbar machen, wie sich Authentizität und Integrität eines persönlichen Archivs verändern, wenn das Modell dieses Material weiterführt und neue Nachrichten erzeugt. Im Zentrum stehen hierbei Fragen nach der Unterscheidbarkeit von Original und Modelloutput und nach der Kontrollabgabe, die entsteht, wenn persönliches Material in eine generative Produktionslogik überführt und ausgestellt wird.

Der Vortrag bettet diese Überlegungen auch zu medienhistorischen Praktiken der Repräsentation Verstorbener ein – von der postmortalen Fotografie des 19. Jahrhunderts bis hin zu aktuellen KI-Avataren.

Elisa Deutloff, Studentin an der HfG Offenbach, spricht über die Auflösung von Stimme, Identität und Körperlichkeit in einer zunehmend digitalisierten Welt. Anhand ihrer interaktiven Rauminstallation Digitale Entfremdung untersucht sie, wie persönliche Daten durch Sprachmodell-Finetuning zu einer Form des digitalen Nachlasses werden. Ein auf privaten Chatnachrichten trainiertes Sprachmodell in Kombination mit live Vocal Cloning verschmilzt verschiedene Lebensphasen, Beziehungen, Stimmen und soziale Identitäten zu einer nicht greifbaren, unsteten Persona.

Der Vortrag thematisiert das Paradox digitaler Kommunikation, die Nähe schafft und zugleich Distanz erzeugt, sowie die Ambivalenz einer »dysfunktionalen Geborgenheit«. Wie verändert sich Identität, Vergänglichkeit und Persönlichkeit, wenn sie als Datenset oder Large Language Model fortbesteht?

Max Kreis, Alumni der HfG Offenbach, spricht über seine Abschlussarbeit MK Ultra.

3. Dezember 2025, 18 Uhr

Hauptgebäude, Raum 307