Straßenmarkierung für einen Tag

vor 5 Jahren
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Um einige Erkenntnisse reicher: Sukhjeet Bhuller (OPG), Greta Hohmann (HfG), Julian Schwarze (HfG), Janina Albrecht (HfG), Ulrich Lemke (OPG) (v.l.n.r.)

Das Projekt Bike Offenbach wächst – und das wurde gefeiert. Für das Fahrradstraßenfest hat die HfG Offenbach neu gestaltete Markierungen auf den Asphalt übertragen, die in einem 1:1 Modellversuch getestet werden konnten. Die HfG ist an dem Design- und Forschungsprojekt zu den Offenbacher Fahrradstraßen im Rahmen des interdisziplinären LOEWE-Schwerpunkts »Infrastruktur – Design – Gesellschaft« beteiligt. An neuen Lösungen für das Offenbacher Fahrradstraßennetz arbeiten hochschulseitig Janina Albrecht, Prof. Peter Eckart und Prof. Dr. Kai Vöckler.

Die HfG befasst sich seit langem mit der Gestaltung von Mobilität und öffentlichem Raum. Dass sich die HfG mit Mobilitätskonzepten in einen laufenden Planungsprozess einbringt, ist bisher einmalig. Seit November arbeiten die beteiligten Designer_innen im Auftrag der Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft[1] an Fahrradstraßen-Konzepten unter dem Titel »Bike Offenbach«.

In Zusammenarbeit mit der Agentur Radverkehr-Konzept[2] wurde die bisherige Teststrecke analysiert. Die gestalterische Arbeit begann mit einer Untersuchung der örtlichen Gegebenheiten, bei der die Bedürfnisse der Menschen, die die Straße nutzen, im Vordergrund standen. Die Recherche befasste sich mit vergleichbaren Projekten anderer Städte, sowie allen Aspekten des Radfahrens in der Stadt. Aus den Erkenntnissen wurden drei Designkonzepte entwickelt.

Dass es für die Umsetzung von Fahrradstraßen für Hessen kaum Vorgaben gibt, vergrößert den üblichen Gestaltungsspielraum. Auch, dass die Test-Fahrradstraße noch immer im Gespräch und oft in der Kritik ist, ist eine Chance, von Grund auf neu zu denken. So lieferten die vorgestellten Entwürfe dem Amt für Stadtplanung, Verkehrs- und Baumanagement umsetzbare Antworten auf die Herausforderungen der Senefelderstraße. Und konnten zuletzt sogar die Umsetzungsplanung von Schüßler-Plan[3] mit der Erarbeitung von Gestaltungsrichtlinien begleiten.

1:1 Modell

Die Straßensperrung für das Fahrradstraßenfest Ende April bot die ideale Möglichkeit eines 1:1 Modellversuchs. Mit Sprühkreide und über zwei Meter großen Schablonen wurden grafische Elemente platziert. Proportionen, Farben und Abstände konnten so im realen Raum überprüft werden. Nicht nur die Wirkung der Designs, sondern auch der Prozess der Farbauftragung lieferte wertvolle Hinweise für die spätere Umsetzung durch eine Markierungsfirma.

Während bei den Markierungen nicht baulich in die Straße eingegriffen wurde, veränderten weitere Designkonzepte das Mobilitätsverhalten und die Verkehrsinfrastruktur grundsätzlich. Fahrbahnverschwenkungen entschleunigen den PKW-Verkehr, machen die Fahrradroute kurzweiliger, schaffen Inseln und kleine Plätze, die die Aufenthaltsqualität für Fußgänger verbessern.

Das Verknüpfen verschiedener Verkehrsmittel durch Angebote wie Carsharing ermöglicht eine Reduktion der Parkpatzfläche. Durch eine bauliche Veränderung der Straße würde sich auch der ohnehin nicht zugelassene Durchgangsverkehr reduzieren. So wäre ein verkehrsberuhigter Bereich möglich. Auf diese Zukunftsvision geht ein Shared Space Konzept mit Sitzbänken, vielen Straßenbäumen und begrünten Fassaden ein. So kommt der Straße wieder ihre Aufgabe als Treffpunkt und verbindendes Element zwischen den Stadtbewohner_innen zu. Auch ein Wasserspielplatz, der den Ort belebt und in heißen Sommern das Stadtklima reguliert, ist Teil des Konzepts.

Die HfG-Konzepte basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über den städtischen Raum und das Fahrradfahren im Allgemeinen.Die Gestaltung und Aufteilung des öffentlichen Raums und vor allem der Fahrbahn bedingt das Nutzerverhalten und führt aktuell zu vielen Konflikten.[4, 5]

Im Umkehrschluss wurden die Visualisierungen der Designkonzepte von der AG Mobilitätsforschung der Goethe Universität Frankfurt[6] in ihrem Fragebogen und für Gespräche zur Fahrradstraße verwendet.

[1] www.offenbach.de/vv/oe/holding/opg.php

[2] radverkehr-konzept.de

[3] www.schuessler-plan.de

[4] Rad Fahrende, Jörg Leben

[5] Thiemo Graf, Einrichtung von Fahrradstraßen​

[6] www.uni-frankfurt.de/46636172/03_mobilitaet

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    Janina Albrecht positioniert die blaue Schraffur, die den für Radfahrer vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zu parkenden Autos visualisiert (auch Dooring Zone genannt).

  • Dsc04131

    Greta Hohmann und Janina Albrecht vergrößern die rote Fläche im Kreuzungsbereich und erweitern sie um einen diagonalen Verlauf.

  • Dsc04100

    Mit der Schablone der blauen Schraffur lässt ein lückenloser Rapport aufsprayen.

  • Dsc04139

    Da ein mehrere Quadratmeter großes Muster am Bildschirm ganz anders wirkt, wurden die Maße vor Ort überprüft und diskutiert.

  • Dsc04298

    Die schraffierten Bereiche sind auch haptisch erfahrbar und erhöhen so die Aufmerksamkeit an Knotenpunkten und Fahrbahnrand.

  • Bikeof senefelder strasse obere senefelder konzept 3 shared pm sm

    Konzept

    Ein Shared Space lässt die Straße zum Begebnungsort zwischen den Stadtbewohner_innen werden.

  • Bikeof senefelder strasse konzept 2 b obere senefelder sm pm

    Konzept

    Fahrbahnverschwenkungen entschleunigen den motorisierten Verkehr, Radeln wird kurzweiliger und dynamischer, es entstehen kleine Plätze. Dadurch steigt die Aufenthaltsqualität.

Janina Albrecht positioniert die blaue Schraffur, die den für Radfahrer vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zu parkenden Autos visualisiert (auch Dooring Zone genannt).