Daniel Gurka

Cell Diversity. Cellulotische Materialcomposites – Kollaborationsprozesse im Spannungsfeld von Design und Naturwissenschaft

Fachbereich Design

Die Entwicklung unserer zukünftigen Gesellschaft hat einen eindeutigen Trend zu einer nachhaltigeren Ressourcenpolitik
(UN, 2016). Diese gesellschaftliche Veränderung verläuft parallel mit dem technologisch bedingten Wandel und der Veränderung der Tätigkeitsfelder der Menschen einher (WEF, 2016, 2019).
Diese Rahmenbedingungen ändern sich langsam, aber stetig. Dabei setzt sich das Bewusstsein durch, dass die Entwicklung neuer innovativer Materialien eine sektorenübergreifende Kollaboration mit dem Einbezug der Kreativwirtschaft erfordert (BMWE, 2016).
Hier setzt die Forschungsarbeit CELL Diversity an.
Aufgrund ihrer Komplexität sind Probleme, wie der Ersatz von Werkstoffen aus fossilen Rohstoffen, zunehmend nur in fachübergreifenden Kollaborationen lösbar. Dies stellt viele Disziplinen vor die Herausforderung, Kompatibilitäten zu anderen Disziplinen zu entwickeln – dies gilt genauso für die Designdisziplin. Designer*Innen müssen sich folglich neue Kompetenzen aneignen, um an diesen Schnittstellen aktiv zu werden.Welches diese Kompetenzen im Einzelnen darstellen, wird exemplarisch an sektorenübergreifenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten im Bereich naturwissenschaftlicher Materialforschung insbesondere cellulotischer Materialcomposites untersucht. Es werden allgemein übliche Arbeitsweisen der jeweiligen Disziplin (Design /
Naturwissenschaft) in der Praxis analysiert und anhand verschiedener Fallbeispiele hinterfragt und aufgezeigt. Der Fokus liegt auf dem Validieren, Testen und Anpassen des theoretisch entwickelten Material Diversity Ansatzes (MD-Ansatz) (Zirkelbach, 2019). Grundlage hierfür ist das Verbinden der verschiedenen Rollen und Arbeitsbereiche des Designs nach Peralta (2013; 2018) und das Teilen des Wissens bereits zu Beginn einer Zusammenarbeit. Kernelement des MD-Ansatzes ist, nebst der vielfältigen Art und Weise ein Material darzustellen, die Entwicklung von
Objekten beziehungsweise Artefakten mit Interpretationsspielraum. So gilt es in der Arbeit zu testen, ob sich die «Gestaltung offener Interpretationen» (Mattelmäki et al., 2011, S.90) als ein potenzieller erfolgsversprechender Ansatz darstellt, neue nachhaltige Materialien rascher aus dem Labor in die breit angelegte wirtschaftliche Umsetzung zu bringen. Die Frage stellt sich, welche Methoden und Praktiken in der Umsetzung beziehungsweise Gestaltung mit Materialien ein/e Designer*In benötigt. Welche Kompetenzen werden benötigt, für die sich laufend verändernde
komplexere zukünftige Welt. Gewonnene Erkenntnisse aus der praktisch gestalterischen Zusammenarbeit mit der Empa Dübendorf
(Eidgenössische Material Prüfanstalt, Schweiz) und der Gruppe Cellulosen und Holzmaterialien werden parallel anhand weiterer Case Studies validiert und in einem multi-methodischen Ansatz zusammengefasst.

Mattelmäki, T.; Brandt, E. & Vaajakallio, K. (2011). On designing open-ended interpretations for collaborative design exploration. In: CoDesign 7(2): 79–93.
Peralta, C. (2013). Collaboration between Designers and Scientists in the Context of Scientific Research (Dissertation).
University of Cambridge Department of Engineering Robinson College.
Peralta, C. (2018). Key aspects for collaboration between designers and scientists in the context of material development– an investigation on the design driven approach to materials development
(In DWoC). Beitrag in der Konferenz: Designing Cellulose for the Future III vom 09–10. Januar 2018, Helsinki.
UN (2016). Global Compact & Accenture. The UN Global-Accenture Strategie CEO Study 2016. Agenda 2030: A Window of Opportunity. New York: UN Global Compact & Accenture Strategy.
WEF - World Economic Forum. (2016). The Future of Jobs – Employment, Skills and Workforce Strategy for the Fourth Industrial, Revolution. Genf: World Economic Forum.
WEF - World Economic Forum. (2019). The Future of Jobs Report – Insight Report – Centre for the New Economy and Society. Genf: World Economic Forum.
Zirkelbach, M. (2019). WhiteWood – Modifizierter Rohstoff Holz – Technologietransfer durch die Kollaboration von Designern und Wissenschaftlern. Masterarbeit an der Hochschule Luzern Design und Kunst

Betreuende:
Prof. Dr. Markus Holzbach
Prof. Dr. Klaus Klemp

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