Ornella Fieres

Das okkulte Digitale Phänomene des Okkulten in der Digitalkultur und Gegenwartskunst

Fachbereich Kunst

Der digitale Fortschritt ist ein kaum mehr aufzuhaltender Umwandlungsprozess, der sich auf nahezu alle Aspekte der Lebens- und Arbeitsbereiche der Gesellschaft auswirkt und in zunehmender Geschwindigkeit und Intensität menschlich gesteuerte, jedoch auch sich autonom entwickelnde Machtkonstrukte bildet: Algorithmen optimieren selbstständig ihre Arbeitsprozesse, treffen Entscheidungen, eliminieren Schwachstellen und Fehler; fortlaufende Datenströme verteilen sich über die zunehmend wachsende globale Vernetzung; und die Leistungsfähigkeit von Mikroprozessoren verdoppelt sich gleich einer selbst erfüllenden Prophezeiung, synchron des Mooreschen Gesetzes, alle ein bis zwei Jahre.
Konträr zu den evidenten Auswirkungen dieses Prozesses agiert die Digitaltechnik unsichtbar im Hintergrund. Ihre Struktur besteht in der Regel aus Binärcodes, welche Werte codieren und komprimieren. Diese Rechenprozesse steuern, verborgen in den Schaltkreisen von immer kleiner werdenden Chips, Handlungsanweisungen und treffen seit der Entwicklung von Deep Learning nicht stets nachvollziehbare Entscheidungen. 

Das Digitale ist eine unsichtbare, im Verborgenen agierende Technologie, die für einen Großteil der Menschheit wortwörtlich immer unbegreiflicher wird und dabei zugleich an Einfluss über gesellschaftliche und staatliche Bereiche gewinnt. Diese okkulten, im Sinne von geheimnisvollen, unfassbaren oder verborgenen Attribute begünstigen, dass das Digitale als etwas Menschenfremdes, Nicht-Natürliches und Machtvolles angesehen wird und zudem als Projektionsfläche für divergierende Zukunftsvisionen dient: Ob als Heilsbringer oder Vorbote des Untergangs – die Hoffnungen und Befürchtungen bezüglich des digitalen Fortschritts und seines wachsenden Einflusses, zum Beispiel in Form von Algorithmen, schlagen sich in diversen gesellschaftlichen Phänomenen und künstlerischen Ausdrucksformen nieder.

Diese Entwicklung lässt sich in vieler Hinsicht mit Aspekten der Industriellen Revolution des 18. und 19. Jahrhunderts vergleichen: Der exponentiell fortschreitende Wandel mittels maschineller Errungenschaften wirkte sich auch zu jener Zeit so stark auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Prozesse aus, dass die neuen Technologien als etwas Allmächtiges, den Status-quo-Gefährdendes angesehen wurden und das Verständnis von der Arbeits- und Lebenswelt, jedoch ebenso von Kunst und Kultur nachhaltig beeinträchtigten. Dies zeigte sich unter anderem in der Aneignung damals unbekannter Technologien, insbesondere der Fotografie, durch avantgardistische Künstler und der Entwicklung von mediumistischen, spiritistischen und okkulten Kunstpraktiken. Die Dissertation untersucht das Verhältnis von okkulten Phänomenen und digitaler Technik. Durch die Analyse unheimlicher, unsichtbarer und machtvoller Attribute des Digitalen und deren Verschränkung mit historischen Entwicklungen, sozialen Phänomenen und künstlerischen Arbeiten werden verborgene gesellschaftliche Befürchtungen und Hoffnungen beleuchtet.

Betreuende:

Prof. Dr. Marc Ries

Prof. Martin Liebscher
www.ornellafieres.com

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