Rebentisch sw2

Ästhetik des Besitzens

Mit Juliane Rebentisch, Professorin für Philosophie und Ästhetik an der HfG, Wolfgang Ullrich, Lambert Wiesing​

​Gibt es eine Ästhetik des Besitzens? Aus traditioneller Sicht ganz eindeutig: Nein! Das Bildungsbürgertum schließt jede Bedeutung des Besitzens für die Rezeption von Kunst und Schönheit als irrelevant aus und propagiert im Gegenzug das ‚interesselose Wohlgefallen‘ sogar als einzig adäquate Grundlage ästhetischer Erfahrung. Doch es äußern sich Bedenken gegen diesen Ausschluss, artikuliert von Wolfgang Ullrich und Lambert Wiesing in ihren jeweils jüngsten Publikationen »Siegerkunst« bzw. »Luxus«. Nicht in gleicher Weise, aber doch gleichermaßen geht es ihnen um die Idee einer Ästhetik des Besitzens, welche sich im Akt des Kaufens von Kunst oder im Akt des Besitzens von Luxus vollzieht. Nicht zuletzt die Frage nach dem Kritischen Potential von Kunst und Luxus soll in den Mittelpunkt einer Diskussion gestellt werden, welche Prof. Dr. Juliane Rebentisch, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik, leiten wird.

Bazon Brock merkt an, dass Berlin trotz trojanischer Verhältnisse 1945 die Ästhetik des bürgerlichen Besitzes in unzähligen Fassaden immer noch repräsentiert. Heute stolzieren die zum individuellen Ausdruck gezwungenen Massen bei der Erfüllung ihrer Konsumpflicht vor diesen historischen Kulissen. Jeder Quadratmeter der Erde ist in Besitz genommen, deswegen müssen selbst die Besitzlosen beweisen, dass sie am Luftreich der Ideen, der Songs und Slams Besitzanteile haben. Im Übrigen, wer kauft, braucht keine Argumente. Das garantiert den Erfolg des Kunstkaufs. Wer da nicht kaufen kann, braucht Sublimierung seiner Ohnmacht durch Klage über mangelnde Urteilskraft.

4. Juli 2016, 18:30 Uhr

Denkerei
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