26 April bis 29. April 2018

TANNER Dialog II

Einladung tanner el lay 2

TANNER Dialog II

Ausstellung »TANNER Dialog II«: Graphiken von Jens Lay und Eugen El (HfG-Absolvent), kuratiert von Ekkehard Tanner

Beide Zeichner setzen sich inhaltlich mit der menschlichen Figur und der visuellen Erinnerung an den Menschen auseinander. Während Lay mit gestisch-impulsivem Duktus »Antropomorphe Zeichen« auf das Papier setzt, die Assoziationen an Menschen wachrufen, entstehen in einem introspektiven Arbeitsprozess Els »Serielle Figurationen«, die wie Doppelgänger des Künstlers anmuten.

Beide Künstler reduzieren das Zeichnen auf ein Minimum und folgen einer konzeptuellen Choreographie. Lay setzt zunächst in einem spontanen Zeichenakt, der zwischen der Écriture automatique von André Breton und dem Informell angesiedelt ist, energiegeladene Strichknäuel auf das noch jungfräuliche Papier. Die Blätter bringt er vom Atelier in sein Büro, wobei er anstelle der Zeichenmappe häufig die Manteltasche benutzt und sich Faltungen und Ausbeulungen als Spuren des Transports manifestieren. Im Büro digitalisiert er die ersten zeichnerischen Setzungen, wählt Partien dieser Digitalisate aus, um sie erneut zu scannen und es entsteht der Scan des Scans. Spuren dieses Auswahl- und Bearbeitungsverfahrens sind den Graphiken in unterschiedlicher Stärke eingeschrieben. Sie finden sich ferner in den streng-nüchternen Titeln der fertigen Unikate, die lediglich dem internen Ordnungssystem des Künstlers entsprechend, aus Zahlen und Buchstaben bestehen. Die Zeichen rufen Erinnerungen an die Bewohner(innen) unserer Großstädte hervor. Mal einzelne, mal zwei oder drei Figuren zwischen Verdichtung und Leere, zwischen dem Nichts und dem Sein. Eingefangene Schatten in der absurden Flüchtigkeit des gehetzten Daseins.

El hingegen fertigt seit 2012 in unregelmäßiger Folge »serielle Figurationen«. Als Material wählt er stets das Format Din-A-4 sowie den Bleistift. Als Motiv zeigt er stets eine männliche Figur in regloser Haltung, als Bruststück im Dreiviertelprofil, wie es in Selbstbildnissen von Albrecht Dürer über Lotte Laserstein traditionell üblich ist. In der rigiden Beschränkung auf das gleiche Material, den gleichen Bildausschnitt und Winkel entstehen Porträts zwischen Uniformität und Individualität, die dem Künstler ähneln, weil sie aus der Erinnerung heraus, ohne Modell, zustandekommen. Mal ist das Gesicht zarter, mal kantiger, mal der Körper schlanker, mal der Bizeps ausgeprägter. Es sind unterschiedliche Möglichkeiten des Daseins, entfernte Spiegelungen der Individualität, Varianten eines Stellvertreters die dem Antlitz des Künstlers nahekommen, nie aber Selbstporträts im klassischen Sinne sein wollen. Die wachen, schonungslos beobachtenden Augen bilden den kompositorischen Mittelpunkt der Arbeiten. Wenn El die Augen größer darstellt, als sie in Wirklichkeit sind, dann unterstreicht er die Bedeutung des Sehens, welches die die Grundlage und Voraussetzung aller künstlerischen Arbeit ist.
(Text: Ekkehard Tanner, Kunsthistoriker)

Vernissage

26. April 2018, 19 Uhr

Öffnungszeiten

14–18 Uhr

Künstlergespräch

29. April 2018, 13 Uhr

European School of Design

Hamburger Allee 45

60486 Frankfurt am Main